Aktualisiert am 03.04.2025
Liebe Leserinnen und Leser,
Sie haben alle unseren Hinweis für die Presse gelesen, dass wir für Presseanfragen derzeit nicht zur Verfügung stehen, denn wir wollten in Ruhe dem 10. Jahrestag entgegengehen, trotz allem in dem Bewusstsein, dass die Medien wieder groß darauf eingehen würden. Das ist auch geschehen, allerdings in einer Art und Weise, mit der dann doch nicht zu rechnen war. Wir haben uns daher entschieden, gezwungenermaßen, heute zu reagieren.
Was macht den 10. Jahrestag so besonders, außer der Tatsache, dass schon 10 Jahre seit dem Absturz vergangen sind, bei dem wir geliebte Menschen verloren haben? Ansonsten unterscheidet er sich nicht von vergangenen und zukünftigen Jahrestagen, ist er doch dem Erinnern, Gedenken und der Trauer vorbehalten.
Stattdessen werden wir seit Ende Januar Zeugen eines unglaublichen Medienkrieges eines Journalisten. Fast täglich kam und kommt er aus einer anderen Ecke des Internets herausgeschossen, stets mit dem Wort „Verschwörungstheorie“ um sich werfend, in einer Art und Weise, die über das Normalmaß hinausgeht und nicht mehr zu ertragen ist. Was sind seine Beweggründe so etwas zu machen?
Noch dazu hat er ein Buch veröffentlicht. Wir stellen nicht in Frage, dass er mit Experten gesprochen hat, um technische Details zu verifizieren. Dem größten Teil des Buches liegen aber überwiegend Printmedienartikel der letzten 10 Jahre zugrunde, ebenso diente ihm der offizielle Abschlussbericht der BEA als Quelle, der leider nicht frei von Fehlern ist. In Bezug darauf schreibt er: *
„Es kam ans Licht, dass Andreas Lubitz bereits im August 2008, also noch vor Beginn seiner effektiven Ausbildung zum Lufthansa-Verkehrspiloten, begann, an einer schweren depressiven Episode zu leiden, die sich unter anderem in Suizidgedanken manifestierte. Lubitz begab sich deshalb in psychiatrische Behandlung und schloss mit seinem behandelnden Therapeuten mehrere „Nicht-Selbstmord-Pakte.“
Es folgte eine stationäre Aufnahme in einer Klinik.“
Im offiziellen BEA Bericht steht:
Kurzdarstellung, S. 8:
Seit Juli 2009 basierte sein Tauglichkeitszeugnis auf einer Sondergenehmigung, da er zwischen August 2008 und Juli 2009 eine schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome gehabt hatte. („zwischen August“ ist unwahr)
1.5.2. Copilot, Tabelle, S. 17:
- am 1. September 2008 begann er mit dem Grundkurs an der Lufthansa Flight Training Pilotenschule in Bremen, Deutschland
- am 5. November 2008 setzte er die Ausbildung ausmedizinischen Gründen aus;
1.13.1 Krankengeschichte des Copiloten, S. 31:
Im August 2008 begann der Copilot an einer schweren depressiven Episode ohne psychotische Symptome zu leiden. (Das ist unwahr)
Der deutsche Staatsanwalt schreibt in seinem Abschlussvermerk unter dem Aktenzeichen 10UJs 906/15, S. 5
„Die Ermittlungen haben ergeben, dass der Andreas Lubitz bereits nach etwas mehr als 2 Monaten seine Ausbildung bei der Flugschule in Bremen unterbrochen hat, da bei ihm eine schwere depressive Episode mit akuten Suizidgedanken aufgetreten ist, worauf er sich in psychiatrische Behandlung bei dem Psychiater xxx in Montabaur und parallel dazu in psychotherapeutische Behandlung bei dem Psychotherapeuten xxx, ebenfalls in Montabaur begeben hat.
Anhaltspunkte dafür, dass bei dem Andreas Lubitz bereits zuvor eine erhebliche, insbesondere psychiatrische Behandlung bestanden hat, haben sich aus den Angaben der Personen aus seinem persönlichen Umfeld und aus dern Krankenakten nicht ergeben. Insoweit liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass ihm das erste Tauglichkeitszeugnis am 9. April 2008 von Lufthansa Aero Medical Center in Frankfurt als ausstellender Behörde zu Unrecht erteilt worden ist.“
Warum die BEA das in ihrem Abschlussbericht anders, nämlich falsch festhält, ist nicht zu verstehen. Das ist eine eindeutige Falschinterpretation, wodurch ein Fehler entstanden ist. Das darf in einem Abschlussbericht bei einem Ereignis diesen Ausmaßes nicht passieren!
Sofern der deutsche Staatsanwalt den offiziellen Abschlussbericht der BEA gelesen hat, hätte er das richtig stellen müssen. Das hat er aber nicht getan!
Und noch eine Anmerkung: in mehreren Printmedienartikeln wurde von Andreas‘ Depression im Jahr 2008 berichtet. Damals und vor kurzem wieder. (Wenn Sie diese Artikel lesen möchten, suchen Sie diese bitte selbst im Internet, wir werden hier nicht dafür werben)
Die Depression von 2008 hat niemand von uns jemals bestritten. Es geht hier um die Falschaussage im offiziellen BEA Abschlussbericht nämlich um den Zeitpunkt.
Unser Sohn hatte KEINE Depression VOR Beginn seiner Ausbildung.
Hier bleibt also die Unwahrheit bestehen. Keinem Medienvertreter sind hier Widersprüche aufgefallen und niemand hat nachgefragt oder recherchiert!
Des Weiteren wird sich in dem Buch in verächtlicher und verletzender Weise über unsere Website,
„…ergänzt durch seitenweise religiöse Texte…“
geäußert. Das lässt vermuten, dass der Verfasser den christlichen Glauben auch als eine Art „Verschwörungstheorie“ betrachtet. Wenn er damit nichts anfangen kann, ist das sein Problem, aber viele unserer Leser haben sich während der Jahre darüber gefreut und es positiv aufgenommen.
Was da gerade medial abläuft, ist nicht das, was man vor dem Jahrestag zugemutet bekommen will (und auch nicht hinterher). Das zeugt von absoluter Respektlosigkeit und Empathielosigkeit allen Angehörigen gegenüber.
Daher unser Apell heute:
- respektieren Sie den Jahrestag, den Hinterbliebenen zuliebe, es ist ein Tag, der dem Erinnern, Gedenken und der Trauer vorbehalten sein sollte und nicht einem Medienspektakel, das seinesgleichen sucht
- setzen Sie sich alle zusammen und überprüfen und verifizieren Sie sämtliche Erkenntnisse gemeinsam, bevor Sie sich allesamt gegenseitig vernichten, denn niemand von Ihnen wird als „Sieger“ hervorgehen
- zeigen Sie nicht mit dem Finger auf andere, wenn sie das tun, dann zeigen immer drei Finger auf Sie selbst
Wir mussten in den vergangenen Jahren medial sehr viel aushalten, jede noch so kleine Äußerung von uns wurde nach Belieben negativ interpretiert. Über unseren Sohn wurde viel geschrieben und erfunden. Die Pressekonferenz wurde kritisiert, es folgten massive mediale Angriffe auf allen Ebenen, meistens auf unfaire Art und Weise. Der Verriss fand damals schon vor dem Termin statt, sodass die Medienvertreter mit vorgefertigten Meinungen dazu erschienen und für nichts mehr offen waren, das Gutachten wurde absichtlich ignoriert oder auf übelste Weise kritisiert.
Genau das Gleiche ist auch dieses Jahr passiert. Man mag sich berufen fühlen, das, was andere publizieren im Nachgang mit vernichtenden Kritiken zu bewerten, aber schon im Vorfeld loszupoltern, das macht doch schon sehr nachdenklich…
Abschließend möchten wir darauf hinweisen, dass in Deutschland Meinungsfreiheit herrscht. Jeder, der sich öffentlich äußert, muss mit Kritik rechnen und diese auch ertragen. Das gilt nicht nur für uns, sondern auch für alle die sich journalistisch betätigen. Manche Medienvertreter können mit Kritik leider nicht umgehen.
Familie Lubitz
L.U.
* Dieser Abschnitt wurde nach Aufforderung durch den Buchautor geändert.
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