„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist andere Pläne zu machen.“ Diese Worte von John Lennon beschreiben ziemlich genau die Situation von Maria. Da erscheint ohne Vorwarnung, der Engel, noch dazu mit einer recht ungewöhnlichen Nachricht. Lesen Sie den Text aus Lukas 1, die Verse 26-38, das Kapitel ist überschrieben mit:
„Die Ankündigung der Geburt Jesu“
26 Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, 27 zu einer Jungfrau, die vertraut war, einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria. 28 Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! 29 Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? 30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. 31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, 33 und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. 34 Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? 35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. 36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, sie, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. 37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. 38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.
Liebe Leserinnen und Leser,
Maria, ein 13/14-jähriges Mädchen, eine noch sehr junge Frau also, ist mit Josef, verlobt, einem Nachkommen aus dem Hause Davids. Sie ist allein, als Gabriel, der Gottesbote, erscheint. Und er hat diese ungewöhnliche Nachricht für sie. Diese bereitet Maria zunächst Kopfzerbrechen. Genauso die Situation in der sie sich befindet. Sie und der Fremde allein. Und dann noch diese Ankündigung: Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären und Jesus soll er heißen. Schwanger werden? Von wem denn? Noch war sie nicht mit ihrem Josef zusammen und verheiratet. Sie würde sich erklären müssen. Was würden er und alle anderen von ihr denken? Wer würde ihr glauben? Zuerst Heirat dann Kinder und nicht umgekehrt. Aus wäre es mit dem geplanten, beschaulichen Familienleben.
Schauen wir nun einmal auf unser eigenes Leben. Wir kennen doch solche Situationen auch. Wir planen unser Leben so schön vor uns hin, ohne viele Gedanken daran zu verschwenden, es könnte etwas dazwischenkommen. Schule, Beruf, Kariere Partnerschaft, Familiengründung, Hauskauf, der nächste Urlaub und so weiter, und so weiter. Und dann passiert das, was wir nicht planen können, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, Unvorhersehbares, Positives und auch Negatives. Ein neues Jobangebot, z. B. eine unerwartete Begegnung, bei der man spürt, das passt, unverhofftes Babyglück, neue Nachbarn, die zu Freunden werden. All sowas macht uns glücklich und beflügelt uns, das Leben läuft. Die Kehrseite der Medaille: der Verlust des Arbeitsplatzes, weil der Betrieb insolvent ist, die zerbrochene Lebenspartnerschaft, in der nichts mehr zu kitten ist, das erwartete Kind, das behindert zur Welt kommen wird, womöglich gar nicht lebensfähig ist, Covid 19, das Virus, das die Welt im Großen und unser Leben im Kleinen lahmlegt, die Flutkatastrophe an der Ahr und der Tornado in den Vereinigten Staaten, beide haben den Menschen ihre Lebensgrundlage geraubt. Und nicht zuletzt der Verlust von geliebten Menschen.
Alles Erfahrungen, die wir nicht unbedingt auf dem Schirm und in unseren Lebensplan mit einbezogen hatten. Bei all diesen unvorhersehbaren Ereignissen sind wir gefordert umzudenken. Wir müssen neue Wege suchen, finden und dann auch gehen. Im positiven und im negativen Fall. Meistens gelingt uns das auch, besonders wenn sich alles gut und in unserem Sinne entwickelt. Wir freuen uns an allem und jedem, finden leicht Lösungen und neue Wege, meistens sogar, ohne danach zu suchen. Schwieriger wird das schon, wenn wir auf dunkle Ereignisse reagieren müssen. Wir Menschen sind da sehr individuell: Die einen ziehen sich zurück, wollen mit sich erst mal alleine klarkommen oder niemandem zur Last fallen. Andere versuchen mit kleinen, zum Teil ganz banalen Bewältigungsstrategien neue Wege einzuschlagen: Mit einem Restaurantbesuch, schöner Musik, einem Spaziergang draußen in der Natur, Blumen, einer brennenden Kerze, einem Kurzurlaub oder auch einer längeren Reise, einem Kirchenbesuch. Alles was ihnen guttut ist wichtig. Was auch gut tut ist, ist die Verlässlichkeit und der Beistand von Familie und besten Freunden, wenn jemand da ist, der Angst, Verloren sein, Traurigkeit, Einsamkeit, Verlust, auffängt. Auch anderen etwas Gutes tun, kann helfen, manchmal sogar noch mehr als alles andere. Eine Spende an eine Institution, Zuhörer werden für die Nöte anderer, Berater, Tröster, Seelsorger. Jeder von uns entwickelt da eigene Strategien.
Doch kehren wir nochmal zu Marias Geschichte zurück: Die Ankündigung des Engels hört sich für sie auch erst mal nicht positiv an, im Gegenteil, sie erschrickt darüber, hat Angst. Sie weiß nicht, wie ihr weiteres Leben aussehen soll. Womöglich steht sie alleine da, mit einem Kind ohne Mann, ausgegrenzt, unversorgt. Es folgt eine weitere Ankündigung: Der Heilige Geist würde über sie kommen und ihr Kind würde Gottes Sohn genannt werden, sogar ein König werden. Damit bricht etwas aus der großen himmlischen Welt in Marias kleine Welt ein. Sie, die Auserwählte, dient Gott als Werkzeug, für seine Menschwerdung. Sie lässt zu, dass ihre Pläne durchkreuzt werden. Auch wenn dieser neue Weg sicher nicht leicht werden würde. Sie traut Gott zu, dass er alles gut und richtig machen wird, sie vertraut auf ihn. Voll und ganz.
Und jetzt frage ich Sie, wie ist das mit unserem Gottvertrauen, wenn sich von jetzt auf gleich unsere Lebensumstände verändern? Wenn wir in den kleinen und großen Katastrophen unseres Lebens nicht weiterwissen, wenn der innere Frieden sich nicht einstellen will? Wenn wir uns weder selbst noch andere uns helfen können? Wäre nicht jetzt ein guter Zeitpunkt einmal abzuladen, was ungelöst geblieben ist, womit wir nicht klargekommen sind, weil es uns, schier überrollt oder vielleicht überfordert hat? Wäre nicht jetzt ein guter Zeitpunkt all das dem Kind in die Krippe zu legen und darauf zu vertrauen, voll und ganz, dass es dort gut aufgehoben ist? Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit – und in diesem Jahr empfinde ich sie, wetterbeding, als besonders dunkel – reagieren wir emotionaler ja auch sentimentaler als sonst im Jahr. Negative Entwicklungen verkraften wir schwerer, Menschen, die wir gehen lassen mussten, fehlen uns besonders.
Sicher haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass im Schein von Kerzen und Laternen positive Gedanken eher zurückkehren, dass wir uns unseren Lieben näher fühlen. Wir sehnen uns nach Licht, auch in unseren Herzen. Und das ist die frohe Botschaft, die der Engel auch für uns Menschen in dem Text bereithält: Aus der großen himmlischen Welt kommt etwas in unsere kleine Welt: Gott schenkt uns seinen Sohn. Er wird kommen, Er, dieses Licht der Welt. Schauen Sie sich einmal das Lied 1 im Gesangbuch EG+ an: „Mache dich auf und werde licht“, und dann achten Sie auf die Rechtschreibung. Wir sollen „licht werden“. Unsere Herzen sollen sich öffnen, damit Helles einziehen kann. „licht“ ist da nämlich kleingeschrieben. Und weiter heißt es dann: „Denn dein Licht kommt“ Dieses Licht ist großgeschrieben. Unser Licht kommt mit dem Kind in der Krippe. Mit Gottes Liebe für uns. „Mache dich auf und werde licht“: der 1. Satz aus Kapitel 60 im Buch des Propheten Jesaja.
Amen
© L.U.
Möge das Licht der Weihnacht auch über das Fest hinaus für Sie alle leuchten.
Frohe Feiertage und ein friedliches, gesundes neues Jahr.
Ihre
Fam. Lubitz